Nordheim
Aus der Geschichte Nordheims
Mit freundlicher Unterstützung des Vereines für Heimatgeschichte Nordheim, Herrn Mössinger und Herrn Alexander Dinges
Nordheim liegt in der niederschlagsarmen und durch hohe Jahresdurchschnittstemperaturen begünstigten Oberrheinischen Tiefebene. Dem Dorf selbst ist es nicht anzusehen, dass es auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Zahlreiche Backsteinbauten haben schon im letzten Jahrhundert viele der bunten Fachwerkhäuser Nordheims verdrängt.
Etwa die Hälfte der Gemarkung von Biblis-Nordheim grenzt an den Rhein und Altrhein, und es bestand hier schon seit ältesten Zeiten ein Rheinübergang. Auch heute noch fürchten die Binnenschiffer die Flachwasserbereiche bei Nordheim. Aus Bodenfunden ist nachgewiesen, dass seit der Jungsteinzeit diese von der Natur begünstigte Lage besiedelt war. Die Römer sicherten dann im 4. Jahrhundert nach Christus den Nordheimer Rheinübergang mit einem Burgus, dessen Grundmauern 1970-1973 im nahen Steiner Wald, bei der Weschnitzbrücke freigelegt wurden. Es sind die ältesten noch sichtbaren Steinbaureste im Kreis Bergstraße.
Im Jahr 806 gelang es der aufstrebenden Reichsabtei Lorsch in dem Burgus "Zullestein" Fuß zu fassen und ihn mit einer Hafenanlage zu versehen. Der Lorscher Fürstabt Salmann erbat sich sogar im Jahr 995 von dem jungen Kaiser Otto III. das Marktrecht für den Burgus am Rhein, der inzwischen zu einem kleinen Ort Stein angewachsen war, von dem heute überhaupt nichts mehr zu sehen ist. Die urkundliche Überlieferung wird in der Folgezeit lückenhaft und die Burg Stein wird erst wieder 1232 als Aufenthaltsort des Bischof Heinrich II. von Worms erwähnt. Das Bistum Worms war offensichtlich in der Lage, seine älteren Rechte auf dem rechten Rheinufer gegen das rivalisierende, 764 gegründete Reichskloster Lorsch zu behaupten. Die Burg Stein wurde hinfort zum Verwaltungsmittelpunkt der bischöflichen wormsischen Riedgemeinden Lampertheim, Hofheim, Bobstadt und Nordheim.
Der schlechten Urkundenüberlieferung ist es wohl zuzuschreiben, dass Nordheim erst relativ spät, im Jahr 1129, erstmals schriftlich erwähnt wird. Beim Schulbau 1956/57 in Nordheim geborgene Gräberfunde lassen darauf schließen, dass Nordheim in fränkischer Zeit gegründet wurde und mindestens 300-400 Jahre älter ist als seine urkundliche Ersterwähnung.
Oftmals residierten die Bischöfe von Worms in der Burg Stein und bauten die Anlage entsprechend aus. In große Geldnot geraten, verpfändete 1387 Bischof Eckard von Worms für 23.000 Goldgulden die Hälfte der Herrschaft über Burg und Amt Stein mit der Stadt Ladenburg am Neckar an den Pfalzgrafen Ruprecht, der das Amt sofort seinem Oberamt Heidelberg unterstellte.
Nordheim teilte nun weitgehend sein Schicksal mit dem der Kurpfalz. In der Pfalz-bayrischen Fehde 1504 wurde das Dorf niedergebrannt. Während des 30jährigen Kriegs war die Burg Stein Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Von hier aus gelang den habsburgischen Spaniern die Einnahme von Landau und die Besitzergreifung der ganzen Bergstraße. Schwere Einbußen erlitt Nordheim während eines Brandes, der an Karfreitag 1685 ausbrach und circa 20 Hofstätten in Asche legte. Phasen des Aufbaus im 18. Jahrhundert wurden durch die häufigen kriegerischen Ereignisse dieser Epoche mit ihren Einquartierungen und Kontributionsforderungen überschattet. Ab 1711 sind vermehrt Hochwasserwellen des Rheins zu verzeichnen, die sich sehr belastend auswirkten. Besonders Anfang des 19. Jahrhunderts. Letztmals überschwemmte zum Jahreswechsel 1882/83 der Rhein einen Großteil des Ortes.
Die Verbesserung der hygienischen Maßnahmen, ließ die Bevölkerung von circa 220 Personen um das Jahr 1600 auf über 1.000 um 1850 ansteigen. Die folgende Auswanderungswelle nach Nordamerika reduzierte um 1900 die Einwohnerzahl auf etwa 840 Köpfe. Die Bevölkerung lebte bisher größtenteils von der Landwirtschaft. Daneben gab es noch örtliche Handwerker, die vorwiegend für den einheimischen Bedarf arbeiteten. Die Ausweisung neuer Baugebiete nach dem zweiten Weltkrieg führte zu einem Anstieg der Einwohner auf heute 1.717 Personen, die circa zu über 90 % ihren Broterwerb außerhalb Nordheims gefunden haben.